Bei der Berliner Indiepop-Sensation Von Wegen Lisbeth ist mehr los als anderswo - vermutlich weil der Spaß am Ungewöhnlichen ein Grundbedürfnis der Band ist: Mit Steeldrum und elektrischer Harfe übersteigt allein ihr Soundhorizont bei weitem das übliche Gitarre-Bass-Schlagzeug-Outfit. Über die Jahre haben sich Matze, Jules, Julian, Doz und Robert vorwiegend mit Konzerten, YouTube und durch die EP "Und plötzlich der Lachs" eine Fanbase erspielt, die sie weit über ihre Heimatstadt hinaus abfeiert. Jetzt setzen Von Wegen Lisbeth endlich das fehlende Puzzlestück ein: Die Debütplatte. "Grande" heißt sie und bringt den Von-Wegen-Lisbeth-Kosmos überschwänglich und konzentriert auf den Punkt. Die Ideen, die hier in Songs geflossen sind, würden andere auf mehrere Alben strecken. Aber die Band mit dem seltsamen Namen liebt kreative Verschwendung und lässt einfach kommen: Pop-Präzisionsarbeit, die völlig leicht wirkt.
"Grande" wird den angezählten Geheimtipp-Status der Band jetzt endgültig in die Garage fahren. Unter den Teppich kehren kann man Songs wie "Meine Kneipe", die erste Single, sowieso nicht mehr. Der Song schlendert mit den Hosentaschen voll Lässig-Pop mitten ins Blickfeld und macht klar, dass ihm ziemlich viel total egal ist: "Hass deinen Bruder, lieb die AFD, zieh doch nach Brooklyn oder Fürstenwalde-Spree" - dann aber setzen die Jungs entspannt die Sonnenbrillen ab und kommen zur Sache: "Mach was du willst - aber bring nie wieder deine neuen Freunde in meine Kneipe". In den ganz großen Hallen haben Von Wegen Lisbeth schon mit AnnenMayKantereit gespielt und nicht anders sind die aktuellen Shows als Opener von Element Of Crime - ihre zweite ganz eigene Tour folgt dann im Herbst 2016. Könnte allerdings sein, dass man sich die Tickets verdammt schnell besorgen muss, denn "Grande" kommt am 15. Juli unter anderem mit der prophetischen Zeile: "Wenn wir jetzt Funken schlagen, explodiert der ganze Laden!"
