Elen

Elen



CD Longplay


Artikelnummer: 405021510345
Sony Music
Erscheinungstermin: 06.02.2015
Kategorien: Musik / Pop allgemein
Wenn Elen auf der Straße die ersten Töne anstimmt, schließt sie für einen Moment die Augen. So, als würde sie noch einmal kurze Zeit in ihre Welt eintauchen und das Innerste nach außen holen. Anders kann das, was man danach zu hören bekommt, nicht zu erklären sein. Die Stimme der 25-Jährigen klingt unfassbar reif, hat mal eine trotzige Rauheit und dann wieder hüllt sie den Zuhörer ein in eine tiefe Melancholie. In diesem Augenblick hat man das Gefühl, Elen umarmt mit jedem Ton die Welt. „Mit sechs Jahren hatte ich das erste Mal Gitarrenunterricht, den habe ich nach einem halben Jahr beendet, weil die kleinen Fingerchen so weh getan haben”, schmunzelt Elen. Gesungen hat sie schon immer. Jede gute Popnummer wurde dem Radio entgegen geträllert. Später nimmt sie so ziemlich alle Instrumente, die sie zu greifen bekommt, in die Hand, ein bisschen Keyboard hier, ein wenig Schlagzeug dort. Mit 16 Jahren fängt sie wieder an mit dem Gitarrespielen. Sie lernt den Musiker Andreas de Jong kennen. Er ist es, der erkennt, wie besonders die Stimme der quirligen jungen Frau ist. „Es war ja alles da, sie brauchte nur Übung und ich habe gesagt, Elen, du solltest Straßenmusik machen, da ist dein direkter Zuhörer. Da lernst du auf der größten Bühne der Welt”, erinnert sich de Jong. Auf der Straße wird Elen angesprochen, ob sie bei der Castingshow „The Voice of Germany” mitmachen möchte. „Warum nicht?”, sagt sie und beeindruckt dort alle vier Juroren. Doch der noch unbekannte kalte Hauch des Medienbusiness weht ihr da schon entgegen. Schließlich ist sie soweit, dass sie nicht mehr nur ihre großen Helden Neil Young oder Tracy Chapman interpretieren möchte, die junge Künstlerin will etwas Eigenes. Ein Album, dass sie sich auch nach Jahren noch gern anhört, mit dem sie etwas von dem zurückgeben kann, was sie all die Jahre an Zuwendung und Erfahrung auf der Straße bekommen hat. Die Musikerin macht Nägel mit Köpfen und sucht sich erfahrene und gute Kollegen, die sie unterstützen wollen. Und sie findet sie in Fred Sauer, Robert Keßler, Dirk Erchinger, Ernst Jochmus und Robert Lingnau. Sie alle bestärken Elen in ihrem Wunsch, unabhängig bleiben zu wollen. Das heißt: Keine Plattenfirma, die mit Geld dahintersteht, obwohl es lukrative Angebote gibt. Keine Maschinerie, die vieles abnehmen, aber auch vieles diktieren würde. Die junge Musikerin entscheidet sich für Crowdfunding als Finanzierungsform ihres Album-Projektes. Und sie wird belohnt. Innerhalb von 2 Monaten wird so viel gespendet, dass Elen das eigene Album im Studio aufnehmen kann. Auch in diesem Prozess beweist sie ihr außergewöhnliches Talent. Mit ihrer ehrlichen und klaren Art, die Dinge umzusetzen, stößt sie den kreativen Prozess an. Die Seele des Albums aber ist und bleibt ihre faszinierende Stimme. Die Songs sind ihr auf den Leib geschneidert. Elen erweist sich dabei als Beschwörerin der Reduktion. „Ich habe den mitwirkenden Künstlern gesagt: Spielt so wenig, wie möglich. Lasst Raum. Lasst Pausen. Lasst die Noten in aller Ruhe ausklingen. Lasst sie einfach wirken”. Innerhalb kürzester Zeit entstehen 12 Songs. Gemischt wird in den berühmten Emil Berliner Studios. Tonmeister Philip Krause hat ein außerordentliches Gespür für Elens Persönlichkeit und die ihrer Musik und bringt genau das noch einmal heraus. „Die Seele muss bleiben”, sagt die Musikerin. Das gilt für die Musik – wie fürs Leben. Und Bedarf des ständigen Schutzes. Oder wie es in Crossroads heißt: I’m trying to protect what I keep inside.
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