William Youns erstes Orchester-Album für Sony Classical in Kooperation mit Deutschlandradio Berlin ist mit Raritäten-Repertoire von Reynaldo Hahn, Nadia Boulanger und Gabriel Fauré ganz dem überschwänglichen Flair im Paris des Fin-de-Siècle gewidmet - ein musikalischer Ausflug in die Salons der Belle Époque voller schillernder Wiederentdeckungen. Für William Youn sind die vorliegenden Werke für Klavier und Orchester musikalische Dialoge und Erzählungen - Gespräche zwischen Solist und Klangkörper, bei denen Melodien wandern, innere Stimmen hörbar gemacht werden und die Partner musikalisch miteinander verschmelzen. Mit klar artikulierter Brillanz, einfühlsamer Interpretation und hochvirtuoser Fingerfertigkeit verleiht William Youn dieser Aufnahme ihren ganz eigenen Charakter und empfiehlt sich als kongenialer Orchestersolist.
Gemeinsam mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Dirigent Valentin Uryupin spielt William Youn auf diesem Doppel-Album anlässlich des 150. Geburtstags von Reynaldo Hahn dessen selten gehörtes Klavierkonzert, das - obwohl 1930 aus der Taufe gehoben - musikalisch noch ganz der Klangschönheit des 19. Jahrhunderts verschrieben ist. Hahn, der als Sänger und Pianist ein Liebling der Paris Salons und mit Marcel Proust liiert war, ist der Nachwelt insbesondere für seine Lieder im Gedächtnis geblieben. Zwei davon, "À Chloris" und "L'heure exquise", hat William Youn selbst für Klavier solo bearbeitet und dieser Aufnahme hinzugefügt. Über die Musik Hahns sagt der Pianist: "Für mich atmet Reynaldo Hahns Musik den Geist der Belle Époque mit ihrer Melancholie, Leichtigkeit und Eleganz. Sie ist wie ein Spätsommer-Wind, der erfrischt und zugleich an das Ende einer schönen Zeit gemahnt."
Als Dreh- und Angelpunkt fungiert in dieser Zusammenstellung Komponisten-Grand-Signeur Gabriel Fauré, dessen Todestag sich 2024 zum 100. Mal jährt. Als Lehrer Reynaldo Hahns und Förderer Nadia Boulangers prägte er nicht nur mit seinen Kompositionen, sondern auch mit seinem Einfluss auf die jungen Nachfolger die französische Musikgeschichte. Neben seiner selten gehörten Ballade op. 19, die Franz Liszt als unspielbar bezeichnete, und der Fantaisie op. 111 für Klavier und Orchester hat William Youn auch seine Bearbeitung von Faurés berühmtem Lied "Après un rêve" aufgenommen.
Mit Nadia Boulangers "Fantaisie variée" aus dem Jahr 1912 liegt hier eine Erstaufnahme der besonderen Art vor: Erst kürzlich wurde das Werk, das Boulanger ihrem musikalischen Partner Raoul Pugno auf den Leib geschrieben hat und das bis vor ein paar Jahren noch nicht verlegt worden war, wiederveröffentlicht, ergänzt durch bislang fehlende Seiten. William Youn, das RSB und Dirigent Valentin Uryupin führen damit das Werk in seiner Vollständigkeit in eine neue Ära und bringen die farben- und kontrastreiche Komposition, die Anklänge an die Klangwelt César Francks, Richard Wagners und Igor Strawinskys aufweist, einem modernen Publikum näher.
